12. Februar 2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Was hinter dem Digitalen Produktpass steckt

Mit dem Green Deal möchte die EU Europa bis 2050 klimaneutral gestalten. Der digitale Produktpass spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem er Unternehmen und Verbraucher:innen ermöglicht, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Durch die genaue Verfolgung von Umweltauswirkungen und die Förderung von Transparenz reduziert der digitale Produktpass die Ressourcenverschwendung und fördert umweltfreundliche Praktiken.

Die EU-Ökodesign-Verordnung ist eine Initiative des Green Deals. Sie beinhaltet den digitalen Produktpass als wesentlichen Bestandteil. Die Richtlinie legt fest, welche Anforderungen in Bezug auf den digitalen Produktpass umgesetzt werden sollen. Der digitale Produktpass umfasst das DPP-System und die DPP-Informationen. 

DPP-System

Das DPP-System ist das technische System, das genutzt wird, um das DPP-Konzept umzusetzen. Das System speichert und ruft Daten im DPP ab. In der Ökodesign-Anforderung wurden bereits acht Bereiche des Systems identifiziert, die durch Standards vereinheitlicht werden sollen. 

DPP-Information

Neben dem System gibt es auch die DPP-Informationen. Diese Informationen beinhalten alle Daten über ein Produkt, die von verschiedenen Beteiligten entlang des gesamten Lebenszyklus des Produktes beigesteuert werden. Diese Informationen sind vielfältig und können je nach Produkt variieren. Sie können Details zur Nutzung, Entsorgung und weitere Informationen enthalten. Die Ökodesign-Verordnung beschreibt diese Daten sektorübergreifend, während zukünftige Regelungen produktgruppenspezifische Informationen enthalten werden.

Digital Product Passport
Der Digital Product Passport soll die Kreislaufwirtschaft unterstützen und Ressourcenverschwendung reduzieren. Die Daten stammen aus allen Phasen des Produktlebenszyklus.
Stakeholder

Jeder, der am Produktlebenszyklus beteiligt ist, erhält Zugang zum digitalen Produktpass. Die Rohstofflieferanten initiieren den DPP-Prozess, gefolgt von der Weiterleitung und Nutzung durch produzierende Unternehmen, Verkäufer, Endverbraucher, Reparaturwerkstätten, Marktüberwachung und Abfallwirtschaft.  Unternehmen sollten die Implementierung nicht nur als gesetzliche Vorschrift betrachten, sondern auch als Chance, das Unternehmen digital voranzutreiben. Der digitale Produktpass kann durch seine umfangreiche Aufzeichnung von Informationen dazu beitragen, nicht nur den DPP-Pflichten, sondern auch anderen Anforderungen gerecht zu werden.

CIRPASS-Projekt

Die EU-Kommission hat das CIRPASS-Projekt ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, Prototypen für digitale Produktpässe zu entwickeln, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Das Projekt zeigt Unternehmen weitere Möglichkeiten des DPP auf, wie beispielsweise das Reporting. Laut einer Umfrage von PWC sind 76 Prozent der befragten Unternehmen mit der Berichtspflicht überfordert. Die Informationssammlung kann zu einem vollständigen und korrekten Reporting beitragen. 

Des Weiteren müssen Endverbraucher als wichtiger Faktor für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft herangezogen werden, da sie nachhaltiges Produktdesign in Anspruch nehmen, für die Rückführung von Produkten zuständig sind, ihr Umweltbewusstsein bilden und Konsumgewohnheiten verändern müssen. Um diese Faktoren zu stärken, soll der digitale Produktpass zur Verfügung stehen. Der DPP zeigt dem Endverbraucher Informationen, die ihm helfen, nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen und die Lebensdauer der Produkte zu verlängern.

Aktueller Stand

Das Konzept des digitalen Produktpasses ist bis heute noch nicht finalisiert. Ab 2026 benötigt jede Batterie mit einer Kapazität von über 2 kWh einen digitalen Produktpass. Danach sollen nach und nach immer mehr Produkte einen digitalen Produktpass erhalten. Zunächst werden die Produkte betroffen sein, die einen hohen Energieverbrauch aufweisen.

Es gibt verschiedene Konzepte für einen digitalen Produktpass, darunter auch der DPP4.0. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) hat den DPP4.0 entwickelt.  Dieser digitale Produktpass basiert auf den Prinzipien der Industrie 4.0, wie der Verwaltungsschale und dem digitalen Typenschild (DNP4.0). Auf der Hannover Messe wurde bereits ein Prototyp gezeigt, der automatisch den Product Carbon Footprint berechnen kann.

Es gibt Möglichkeiten, die Verwaltungsschale des DPP4.0-Konzepts zu erweitern, um alle geforderten Produktinformationen abzubilden. Somit wird es nach und nach möglich sein, DPP4.0 in jeder Branche einzuführen und die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

 

Dieses Techshorty ist im Rahmen einer Bachelor-Thesis entstanden. Für weitere Informationen zum Thema Digital Product Passport und wie Sie diesen in Ihrem Unternehmen umsetzen können, kontaktieren Sie uns.

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Autor

Amy Simpson

Amy Simpson studiert derzeit Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Furtwangen. Sie schreibt ihre Bachelorarbeit zum Digitalen Produktpass bei M&M. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem DPP 4.0. In ihrer Arbeit untersucht sie insbesondere die Erstellung von Verwaltungsschalen und die politischen Rahmenbedingungen des DPP.